Schlüsselwörter
Audiation
Der Musikpädagoge Edwig Gordon leitet von lateinisch „audire“ (hören) die Kunstwörter „to audiate“ und „Audiation“ ab.
Gemeint ist damit: „spezifisch musikalisch denken“.
Beispiel: Wenn die Kinder eine Melodie nur in ihrer Vorstellung ablaufen lassen, die Melodie also denken, dann „audieren“ sie.
Aufmerksamkeit
Das menschliche Gehirn kann nicht beliebig viele Reize auf einmal aufnehmen oder verarbeiten.
Mit guiDo! wird die Aufmerksamkeit auf melodische Gestalten gelenkt- mit der Absicht, die Sinneswahrnehmung für Tonhöhen zu schärfen. Das ist kognitionswissenschaftlich gut begründet: Rhythmus und Tonhöhen werden im Gehirn an verschiedenen Stelle verarbeitet und es hat sich pädagogisch bewährt, Tonhöhen und Rhythmus getrennt zu behandeln.
Diatonik
Diatonik teilt die Oktave in sieben Töne: Do Re Mi Fa So La Ti.
Dur
Unsere Lieder haben zu fast 100% Dur- oder Moll-Charakter. Melodien in Dur haben den Grundton Do und benutzen Töne der Dur-Tonleiter
Dur-Tonleiter
Do Re Mi Fa So La Ti Do
Dur-Dreiklang
Aus den Tönen der Dur-Tonleiter lassen sich mit dem Aufbau große Terz + kleine Terz die Dreiklänge „Do Mi So“, „Fa La Do“ und „So Ti Re“ bilden. Sie bekommen die Kennzeichnung Dur und klingen hörbar anders als Moll-Dreiklänge.
Beispiel: „Ich geh mit meiner Laterne“ beginnt mit den Tönen des Dur-Dreiklangs.
Feedback
In der Lernpsychologie bezeichnet man die Information, die den Lernenden im Anschluss an die Aufgabe zurückgemeldet wird, als Feedback.
Jack & Jazzy geben den Kindern eine Rückmeldung, ob sie den richtigen Melodieton gehört haben, und ermutigen sie sonst, es weiter zu versuchen. So präzisiert sich nach und nach die Tonvorstellung.
Gestalt-Gesetze
Die Gestalttheorie ist ein Teilgebiet der Kognitionswissenschaften. Der Hauptsatz lautet: „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile“. Am Beispiel eines Strichmännchens:
Die Zusammenstellung des Kreises und der Striche sind das Ganze. Nur in dieser Zusammenstellung bedeuten sie ein Männchen.
Auch das Auf und Ab der Töne gestaltet wiedererkennbare Sinneinheiten. Was wir im Gedächtnis behalten, sind nicht einzelne Töne, sondern Gestalten, die sich zu einem Ganzen zusammenfügen: einer Melodie.
Die sogenannten Gestaltgesetze formulieren, wie die Sinneswahrnehmung auf universal gültige, angeborene Weise strukturiert werden. Sie gelten insbesondere auch für das Hören.
Beispiele für Gestaltgesetze:
-
Prägnanz: Einfache und einprägsame Tonfolgen werden bevorzugt wahrgenommen.
-
Transpositionsunabhängigkeit (siehe unten)
Grundton
Wie Subjekt, Prädikat, Objekt etc. im Geflecht der Worte verschiedene Funktionen haben, so spielen die Töne in ihrem melodischen Auf und Ab verschiedene Rollen. Der Grundton ist so etwas wie das Gravitationszentrum für die anderen Töne.
Incidental Learning
Bezeichnung für ein beiläufiges Lernen. Menschen lernen viel auch ohne explizite Lernabsicht oder ohne Anleitung, beispielsweise neue Worte, durch Nachahmung, durch Spiele mit anderen Kindern, durch Reisen oder Surfen im Internet. Babys haben ein Naturtalent im beiläufigen Lernen, da ihre Lernquelle hauptsächlich darin besteht, ihre Umgebung zu erkunden.
guiDo! benutzt diesen „pädagogischen Trick“, indem es zunächst darum geht, Jack &Jazzy zu füttern, während das unterbewusste Ziel die Entwicklung der Tonvorstellung ist.
Melodie-Modelle
Kinderlied-Melodien sind prototypisch für eine große Anzahl ähnlicher Melodien der „großen“ Musik. Zum Beispiel ist Beethovens „Freude schöner Götterfunken“ im Grunde komponiert wie ein Kinderlied.
Notenschrift
„Sound before Sign“ ist der natürliche Entwicklungsweg, sowohl sprachlich als auch musikalisch. Unsere Notenschrift ist weder notwendig noch hinreichend für die Entwicklung der grundlegenden Musikalität- zu früh eingesetzt kann sie sogar eher hinderlich sein.
Phonologisches Bewusstsein
Phonologische Bewusstheit ist ein Terminus der Sprachpädagogik. Dabei geht es um Laute, Silben, Wörter und Sätze. Analog dazu entwickelt das Tonbewusstsein eine Vorstellung von Tönen, Tonverbindungen, Melodiezellen und Melodien.
Prosodie
Das Auf und Ab und die rhythmische Gestaltung der Sprechstimme, die „Sprachmelodie“.
Solmisation
Die Lautierung der Töne mit den Silben Do Re Mi Fa So La Ti unabhängig von konkreten Tonhöhen ermöglicht eine erste, präzise Kennzeichnung von Melodieverläufen.
Das Wort Solmisation entstand aus So – Mi - sation. Die Silben sind das geistige Repräsentationswerkzeug für die innere Tonvorstellung, denn anders als die Tonnamen (C, Cis, Des, D etc.) sind die Solmisationssilben „Zeigewörter“.
Do ist immer der Grundton in Dur, egal ob Do auf C, Cis, Des etc. gesungen wird.
Sound before Sign
Englisch, „Klang vor Zeichen“: so wie Kinder zuerst sprechen und erst viel später Schreiben und Lesen lernen, so sollten sie singen und musizieren, bevor sie Noten lesen und schreiben lernen.
Tonleiter
Aus jedem der sieben diatonischen Tönen kann man eine Tonleiter aufbauen. Zwei davon sind am häufigsten in Gebrauch:
Dur: Do Re Mi Fa So La Ti Do
Moll: La Ti Do Re Mi Fa So La
Transpositions-Unabhängigkeit
Eine Melodie ist eindeutig zu identifizieren, egal wie hoch oder tief sie erklingt. Das ist die kognitionswissenschaftliche Begründung für die Solmisation.
Beispiel: Ob ein Bild höher oder tiefer aufgehängt wird, es bleibt dasselbe Bild. Es ist egal, ob eine Dur-Melodie in C-Dur, D-Dur oder E-Dur erklingt, es bleibt dieselbe Melodie.
Wort-Ton-Verhältnis
In Kinderliedern, Chorälen und Popsongs ist kommt meistens eine Silbe auf einen Ton. Das Wort-Tonverhältnis ist 1:1. Deswegen ist deutliches Singen gleichzeitig eine hervorragende Sprachförderung.